Vita

»Das Nicht-Können. Alles auf eine Karte setzen. Das Spiel mit vollem Risiko. Das Nicht-Angekommen-Sein, das In Between, die Suche: zur Bronze erstarrt, präsentiert sie sich kostbar und human. Sie fängt das Jeweilige auf mit großem Zeitversprechen: das Provisorische und Endliche wird ein Ewiges. Das Unterwegs-Sein als Zustand, in dem es sich Einrichten lässt, immer wieder neu durch die Kunst«.

Vita

Carin Grudda wird 1953 in Gudensberg bei Kassel geboren. Von An­fang an begleitet die documenta ihre schulische Aus­bildung bis zum Abitur 1972. Sie studiert im Anschluss Kunstgeschichte und Philosophie in Gießen und beendet ihr Studium mit einer Arbeit über den Dadaismus und seine philosophischen Bezüge.

Ein Besuch in der Villa Massimo in Rom (1980) und ein Praktikum bei der ARD in Madrid (1982) führen sie nahezu bruchlos in die künstle­rische Praxis. Bis Anfang der 1990er-Jahre lebt und arbeitet Grudda frei­schaffend in Frankfurt am Main. Ihre Themen sind das Spiel und seine Strukturen, das »So Gefallene«, der Zufall. Sie ar­beitet über die Spur und das Spüren.

Ein Stipendium in Miami 1991 (South Florida Art Center + »Zero-Art«) führt sie zu den großformatigen »group-paintings«, Bilder, die sich zusammensetzen aus autonomen Teilen unterschiedlicher Größe und zu einer Einheit wachsen.

1993 verlässt Grudda Frankfurt am Main und zieht nach Ingel­heim am Rhein. Dort entstehen die »Blaubilder«, ein großformatiger Zyklus, den sie nun – im Gegen­zug – zerschneidet in Teile unterschiedlicher Größe.

Während eines Stipendiums für Druckgraphik des Lan­des Sachsen in Leipzig (Werkstätten Rössler) be­­ginnt Grudda 1992, sich in die Technik der Kaltnadel­radie­rung einzuarbeiten, die sie auf eigene Weise wei­ter­entwickelt und bis heute beibehält. Ausgehend von den Spuren ihres Arbeitsortes thematisiert sie vor allem das »Unterwegs-Sein« als Befindlichkeit des Selbst in der Zeit. Schließlich wachsen die Radierungen zu großformatigen Bildkörpern bis hin zur In­stal­lation.

In den späten 1990er-Jahren verändern sich auch die Bild­träger. Grudda bemalt Holzflächen aller Art, objets trouvés aus allen möglichen ehemaligen Funktionen und wandelt sie durch Applikation verschiedenster Materialien zu Assemblagen.

Vermittelt durch einen Kunstpreis in Italien macht sie 1998 Bekanntschaft mit der Kunstgießerei Caporrella in Rom. In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche Bronzeplastiken, die vom Naturabguss kleiner Schnecken bis zur monumentalen BLAU MIAU reichen.

Die intensive Beschäftigung mit Bronzeplastik in Italien veranlasst Grudda, Anfang 2001 ganz nach Ligurien überzusiedeln, wo sie heute lebt. Zunächst in der Tosca­na, dann in Rom lernt sie alle Techniken des Bronzegusses kennen. Sie trifft auf namhafte Künstler wie Daniel Spoerri, Luciano Castelli, Nunzio, Arman oder Tommaso Cascella und bahnt sich allmählich ihren Weg zu internationaler Anerkennung, die 2011 ihren vorläufigen Höhepunkt in einer Einladung zur 54. Biennale von Venedig erlebt.

Siehe auch:
»CARIN GRUDDA ODER DIE UNWIDERSTEHLICHE WIEDERENTDECKUNG DES VERGÄNGLICHEN «
Essay von Luciano Caprile